Die Arien des Auerhahns
Die Vorkommen der Auerhähne in den Mittelgebirgen sind heute grösstenteils erloschen. In der Schweiz schätzt man die Anzahl balzender Hähne auf etwa 400 Tiere. Beim Auerwild ist die Balz stark von der Höhenlage und der Witterung abhängig. Sie kann bereits im März beginnen und ebenso noch im Juni vorhanden sein. Zumeist fällt sie aber in die Monate April bis Mai. Martin Merker nimmt uns heute mit auf eine Reise in die Vergangenheit.
Meine Beine steckten noch in kurzen Hosen, als wir an einem Sonntag zu einer Nachmittagsfahrt mit der Benzinkutsche aufbrachen. Nach einer guten Stunde rollten wir durch den Luftkurort Höchenschwand im Südschwarzwald, liessen Sankt Blasien links liegen und erreichten auf Umwegen durch dunkle Fichtenbestände den Schluchsee. Auf einer am Strassenrand aufgestellten Schiefertafel verriet ein Wirt, dass bei ihm die beste Schwarzwälder Kirschtorte auf Feinschmecker warte. Diesen Schreck der Ernährungsberaterinnen mussten wir testen und liessen uns in der Gaststube nieder. Der Stammtisch war gut besetzt, Rauch aus Stumpen und Tabakpfeifen kräuselte zur Decke empor, und es war eine lebhafte Diskussion im Gang. An den dunkel gebeizten, getäferten Wänden hatten Rehtrophäen und ein Hirschgeweih Platz gefunden. Oben, auf einem in der Ecke montierten Ast thronte ein gänsegrosser, ausgestopfter Vogel, der bessere Zeiten gekannt hatte und äugte auf die Stammtischler hinab. Ein Auerhahn!
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